Die zwei bedeutenden politischen Aktionen, die die Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar mit Meinungsäußerungen einer allgemeinen Opposition verbinden, sind die „Sputnik-Affäre“ vom November 1988 und die Gegenstimmen bei den Kommunalwahlen vom Mai 1989.
Nachdem das sowjetische Magazin „Sputnik“ in seiner deutschsprachigen Oktoberausgabe 1988 den Artikel „Stalin und der Krieg“ abgedruckt hatte und damit die Sowjetunion am Überfall auf Polen 1939 mit verantwortlich zeichnen ließ, verhinderte die DDR-Regierung am 18. November 1988 die Auslieferung des folgenden Heftes. Das „Sputnik-Verbot“ führte auch in Weimar zu Protesten und Solidaritätsbekundungen. Als am Mittwoch, dem 23. November 1988, in den Morgenstunden Flugblätter in zahlreichen Hochschulgebäuden gefunden werden, reagierte die Hochschulleitung auf Druck der Bezirksleitung der SED mit zahlreichen Exmatrikulationen von in Verdacht geratenen Studierenden.
Die Einschüchterungen hielten im Jahr 1989 an. Bei den letzten Wahlen vor dem politischen Umbruch entschieden sich am Sonntag, dem 7. Mai 1989, rund 15 % der Studierenden gegen den offiziellen Wahlvorschlag, was die Hochschulparteileitung auf eine nicht systemkonforme „politische Grundhaltung“ zurückführte.
In der Folge von „Sputnik-Affäre“ und Wahlen wurde die Hochschule mit Disziplinarverfahren überzogen, verbunden mit der Kritik, dass hier eine Atmosphäre genereller ideologischer Schwäche vorläge.
Text: Dr. Christiane Wolf, Archiv der Moderne, Bauhaus-Universität Weimar