Die DDR-Staatsführung präsentierte die international vielbesuchte Klassikerstadt Weimar gern als „Schaufenster des Sozialismus“. Die zahlreichen „Klassikerstätten“ wurden als kulturelles Erbe saniert und gepflegt, doch zum Erhalt der historischen Bausubstanz der Altstadt reichten die Ressourcen schon nicht mehr. Sichtbarstes Beispiel für den Verfall war das Landesmuseum (heute Museum Neues Weimar). Von dessen Mauerkronen stürzten am Freitag, dem 25. November 1988 große Steine auf den Gehweg – Symbol für die jahrzehntelange Vernachlässigung eines im Krieg kaum beschädigten Kulturdenkmals. Der katastrophale bauliche Zustand der Altstädte war für viele Menschen unübersehbarer Beweis für das Versagen der Idee des Sozialismus in der Praxis. Daran konnten auch bemerkenswerte bürgerschaftliche Initiativen der 1980er Jahre wie beispielsweise in Weimar die Interessengemeinschaft „Historische Brunnen“ oder das herausragende Engagement von Einzelpersonen wie dem Baudenkmalpfleger Hermann Wirth, der sich u. a. für den Erhalt des Landesmuseums einsetzte, nicht grundsätzlich etwas ändern.
Die Weimarer Altstadt ist heute komplett als Denkmalensemble unter Schutz gestellt und Anziehungspunkt für Millionen Besucher. Anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten zu „1000 Jahre Weimar“ waren im Jahr 1975 einzelne Straßenzüge entlang der „Protokollstrecke“ der Staatsführung als eine Art Kulisse hergerichtet worden – für mehr reichten die Mittel nicht. Fehlender Bauunterhalt hat manches Wohnhaus schließlich zur Ruine werden lassen.
Text: Axel Stefek, Stadtarchiv Weimar