Über Weimar

Mut zum aufrechten Gang – Martin Giersch und Erich Kranz

Jakobskirche | Rollplatz

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Zu den Wegbereitern der friedlichen Revolution 1989 gehörten auch Theologen. Zwei herausragende Persönlichkeiten waren Martin Giersch und Erich Kranz, die – zu ganz unterschiedlichen Zeiten – an der Jakobskirche wirkten.

1955 wurde Martin Giersch (1909–1969) Studentenpfarrer, zusätzlich leitete er für junge Leute den „Sonnabendkreis“. In den Fünfzigerjahren, als mit Propagandamitteln ein regelrechter Kampf gegen die Kirche geführt wurde, thematisierte Giersch in Vorträgen und Büchern die Frage nach dem Verhältnis von Naturwissenschaft und Glaube, analysierte weltanschauliche Konflikte zwischen Marxismus und Christentum. Seine Gesprächsabende wurden für viele junge Teilnehmer geistliche und intellektuelle Heimat, hier konnten sie über gesellschaftliche und politische Fragen nachdenken und frei reden. Am 25. Juni 1957 ließ die SED ihn und sieben Studenten verhaften. Giersch wurde wegen angeblicher „Boykotthetze“ zu 14 Monaten Zuchthaus verurteilt und in Gräfentonna inhaftiert. – Nach seiner Haftentlassung blieb er freiwillig in der DDR und wirkte weiterhin als Pfarrer in Blankenhain.

Erich Kranz (1929–1999), der nach der Überzeugung „Christsein ist unbedingt auch ein politisches Sein“ lebte, hatte ab 1950 im berüchtigten Straflager in Bautzen sein „wirkliches Studium“ absolviert. Seit 1977 in Weimar, wurde er u.a. Seelsorger der Jugendvollzugsanstalt, sprach in der Jungen Gemeinde über ethische und politische Fragen, war für die einen ein unbequemer Mahner, für viele andere aber Ermutiger, der in schwierigen Zeiten ein offenes Ohr hatte und praktische Hilfe leistete. Er engagierte sich aktiv für jene, welche die Situation in der DDR nicht mehr aushielten. Erich Kranz öffnete Pfarrhaus und Kirche für politische Gesprächsrunden und gab 1989 aus christlicher Verantwortung wesentliche Impulse für die anstehenden Veränderungen.

Text: Dr. Christoph Victor / Evangelische Kirchengemeinde Weimar

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