Über Weimar

Die Hochschule für Musik FRANZ LISZT

Hochschule für Musik | Platz der Demokratie

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Die Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar (HfM) war als eine der vier DDR-Musikhochschulen eng eingebunden in die staatliche Kulturpolitik. Aufgrund ihrer zusätzlichen Funktion als Ausbildungsstätte für angehende Musiklehrer an den Schulen war neben dem Kulturministerium und dem Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen auch das besonders restriktive Ministerium für Volksbildung zuständig. Insofern ist vielleicht erklärlich, dass auch in der „heißen“ Phase der friedlichen Revolution keine Impulse von der Hochschulleitung ausgingen, sondern allein im privaten Engagement von Lehrkräften und Studenten ihren sporadischen Ausdruck fanden. Aufgrund fehlender schriftlicher Quellen aus den Jahren 1989/90 lässt sich das politische Klima an der HfM nur sehr vage beschreiben.

Immerhin wird in einem erst kürzlich ausgewerteten Bericht eines inoffiziellen Mitarbeiters der Staatssicherheit (IM) erwähnt, dass bei der DDR-Kommunal­wahl am 7. Mai 1989 knapp 22,9% der an der Hochschule ab­gegebenen Stimmen gegen den staatlichen Wahl­vorschlag votierten, ein Wert weit über dem gefälschten offiziellen Gesamt-Ergebnis von nur 1,8% Nein-Stimmen, im Vergleich mit anderen Hochschulen aber auch kein Spitzenwert. Weitere „Regungen der politischen Rebellion“ hatte es offenbar im Umfeld des großen Pfingsttreffens der FDJ im Mai 1989 gegeben, als sich Studenten der vier Musik­hochschulen nach dem Motto „Wir machen Kunst, keine Politik“ erfolgreich weigerten, im FDJ-Hemd aufzutreten, weshalb die Teilnahme dieses „FDJ-Sinfonie-Orchesters“ in Berlin schließlich abgesagt wurde.

Im IM-Bericht heißt es weiter: „Der Schlüssel für die heutige Situation liegt jedoch in der Kunstpolitik, wie sie durch den Rektor der Musik-Hochschule Weimar propagiert wird. Die Mission der Kunst in der Gesellschaft wird vernachlässigt.“ Tatsächlich hatte Prof. Dr. Diethelm Müller-Nilsson bereits im September 1988 in einer Rede zum Hochschulkonzil mit Bezug auf die neue sowjetische Politik der Offenheit „Glasnost“ von Michail Gorbatschow geäußert: „Es wäre besser, wir ersparten uns solche Aus­einander­setzungen nicht, selbst wenn wir uns dadurch Qualen bereiteten.“ Statt die Kunst zu politisieren hatte er angeregt,  eine Kultur der politischen Diskussion zu entwickeln.   

Text: Dr. Christoph Meixner/Hochschule für Musik „Franz Liszt“

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