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Bernd Kauffmann mit Weimar-Preis 2024 ausgezeichnet

03.10.2024 |
v.l. Annette Projahn, stv. Stadtratsvorsitzende, Prof. em. Dr. Volkhard Knigge, Bernd Kauffmann und Oberbürgermeister Peter Kleinev.l. Annette Projahn, stv. Stadtratsvorsitzende, Prof. em. Dr. Volkhard Knigge, Bernd Kauffmann und Oberbürgermeister Peter Kleinev.l. Annette Projahn, stv. Stadtratsvorsitzende, Prof. em. Dr. Volkhard Knigge, Bernd Kauffmann und Oberbürgermeister Peter Kleine ©Henry Sowinski

Der Kulturmanager, Jurist, ehemalige Präsident der Klassik Stiftung Weimar und Generalbeauftragte der „Weimar 1999 – Kulturhauptstadt Europas GmbH“ Bernd Kauffmann ist am 3.10.2024 mit dem Weimar-Preis 2024 ausgezeichnet worden. Mit ihrer höchsten Kulturauszeichnung, die nur alle zwei Jahre verliehen werden kann, würdigt die Stadt die herausragenden Verdienste Kauffmanns um das geistig-kulturelle Ansehen der Stadt. Der Festakt fand im Konzertsaal des Musikgymnasiums Schloss Belvedere in Weimar statt.

Von 1992 bis 2001 beeinflusste Kauffmann als Präsident der Stiftung Weimarer Klassik und Intendant des Kunstfestes Weimar die Kulturszene der Stadt entscheidend. In seiner Zeit als Hauptverantwortlicher für die Ausgestaltung und Realisierung des Kulturstadtjahres 1999 betonte er in seiner Arbeit die Untrennbarkeit von Weimar und Buchenwald, Klassik und Konzentrationslager, als einen zentralen Bestandteil des kulturellen Erbes der Stadt. Er setzte sich für eine aktive, gegenwartsbezogene Aufarbeitung des kulturellen Erbes ein, deren Resultate bis heute in die Stadt hineinwirken. Weimar war damals die erste Stadt östlich des ehemaligen Eisernen Vorhangs und die letzte alleinige jährliche Kulturstadt Europas.

Seine unkonventionellen Ansätze und außergewöhnlichen Veranstaltungsorte und –formate wurden damals gleichermaßen begeistert wie kritisch aufgenommen und diskutiert.

Zu den Projekten des Kulturstadtjahres zählen u.a. die Kopie des Goethes Gartenhauses vis á vis des Originals, das sich mit der Frage „Wie wirklich ist die Wirklichkeit?“ auseinandersetzte, die Zeitschneise zwischen Schloss Ettersburg und dem ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald oder zahlreiche Veranstaltungen in der bis dahin unbespielten ehemaligen Viehauktionshalle.

„Das Kulturstadtjahr hat sich in 25 Jahren zum Referenzpunkt entwickelt, es ist zur DNA Weimars geworden und hat die Stadt zu dem gemacht, was sie heute ist. Diese Leistung verbindet sich vor allem mit dem Namen Bernd Kauffmann, der damals unerschrocken in die aufgeraute Nachwendegesellschaft stieß und sich nicht scheute, Gesamtverantwortung zu übernehmen. Bernd Kauffmann hat mit seinem Engagement die Stadt in jeder Beziehung deutlich nach vorne gebracht,“ unterstrich Oberbürgermeister Peter Kleine in seiner Rede. An den Preisträger gewandt fuhr er fort:

„Sie haben mit einem riesigen Kraftakt ein wirklich nachhallendes Programm in die Stadt gepflanzt, welches bis heute wertvolle Früchte trägt: kulturell, wirtschaftlich, baulich, touristisch und gerne unterschätzt: in der Selbstwahrnehmung unserer Stadt, die differenzierter, kritischer, vielfältiger, ja, man muss es so sagen, die auch wahrhaftiger im Umgang mit ihrer Geschichte geworden ist. Dafür dankt Weimar Ihnen von Herzen.“

Die Laudatio auf den Preisträger hielt Prof. em. Dr. Volkhard Knigge, Historiker und langjähriger Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Darin sagte er unter anderem: „Man würde Bernd Kauffmanns Leistungen für Weimar nicht dadurch gerecht, dass man sie retrospektiv addierend noch einmal aufzählte. Es reicht auch in keiner Weise hin, auf die sieben Millionen Besucherinnen und Besucher zu verweisen, die das europäische Kulturhauptstadtjahr angezogen hat und die in Weimar auch die eine oder andere Mark gelassen haben. Ich will vielmehr den Elan, die Haltung, die Grundkoordinaten von Kauffmanns Kunst- und Kulturverständnis umreißen, aus denen heraus er maßgeblich dazu beigetragen hat, Weimar entstaubte Sichtbarkeit und neues Ansehen zu geben, aus denen heraus er in Weimar - Weimar, dem scheinbar ausbuchstabierten, ausgeglühten Traditionsgehäuse – eine so nicht gekannte und erwartete weltoffene, von geschichtsbewusster Geistesgegenwärtigkeit getragener Lebendigkeit entfachte.“

In seiner Dankesrede ging Kauffmann auf aktuelle Entwicklungen ein: „Nicht angelesene Information ist der Stoff der Kultur, sondern Lebensform, Sprache, Zeichen der Erinnerung, gewissermaßen das Zuhause-Sein im Selbst- und Fremdverständlichen.

In der vernetzten Streaming-Welt, in der wir leben, treibt allerdings vieles dazu, dieses Gehäuse der Kultur zu sprengen oder es still fortschreitend implodieren und durch das zerreiben zu lassen, was man gemeinhin als informationstechnologischen

Fortschritt versteht, der uns als überfällige Transformation gegenübersteht.  […] Je größer die Menge an Information, umso kürzer, belangloser und vergänglicher ihr Wert. Je mehr Gerede, umso größer die Unterverständigung. Vergessen wir deshalb nie: Wenn Worte sterben oder verundeutlicht werden, stirbt die Vorstellung.“

Der Stadtrat der Stadt Weimar hatte in seiner Sitzung vom 4.9.2024 dem Antrag des Oberbürgermeisters auf Verleihung des Weimar-Preises an Bernd Kauffmann zugestimmt.

Über den Weimar-Preis:

Der Weimar-Preis wird seit 1990 von der Stadt Weimar vergeben. Er wird an eine Einzelperson verliehen, die sich um das geistig-kulturelle Ansehen der Stadt Weimar verdient gemacht hat. Der Weimar-Preis würdigt vornehmlich eine Lebensleistung oder eine herausragende Einzelleistung, die einen erkennbaren Bezug zur Stadt Weimar hat. Dabei sollen sich die Verdienste deutlich vom üblichen Maß der Berufsausübung und -erfüllung abheben.

Laut Satzung kann der Preis im zweijährigen Rhythmus vergeben werden. Die Auszeichnung wird vom Oberbürgermeister vorgenommen und erfolgt öffentlich im Rahmen einer festlichen Stadtratssitzung am 3. Oktober des Jahres, in dem ein Preisträger benannt wird. Der Weimar-Preis wird in Form einer Urkunde übergeben, deren Text die auszuzeichnende Leistung würdigt und ist mit 5.000 Euro dotiert.

Zuletzt wurde der Weimar-Preis 2022 verliehen, damals an Jan-Philipp Reemtsma.