Serbischer Journalist Dinko Gruhonjić mit Menschenrechtspreis 2024 der Stadt Weimar ausgezeichnet
Der serbische Journalist, Schriftsteller und Wissenschaftler Prof. Dr. Dinko Gruhonjić ist am 6.12.2024 in einem Festakt mit dem Menschenrechtspreis der Stadt Weimar 2024 ausgezeichnet worden. Mit dem Preis würdigt die Stadt Weimar Gruhonjićs Engagement für die Pressefreiheit und die Menschenrechte in seinem Heimatland. Der 54jährige Serbe arbeitet als Journalist, Schriftsteller und Professor an der Philosophischen Fakultät Novi Sad. Außerdem ist er beim Vojvodina-Verband unabhängiger Journalisten tätig. Hauptthemen seiner Tätigkeit sind Politik, Menschenrechte, Minderheiten sowie der Umgang mit der Verantwortung zu Kriegsverbrechen zur Zeit der Kriege im ehemaligen Jugoslawien. Aufgrund seiner unabhängigen und kritischen Berichterstattungen auch zum Erstarken des militanten Nationalismus und der Verherrlichung von Kriegsverbrechen in Serbien wurde und wird er immer wieder Ziel von Hetzkampagnen auch durch regierungsnahe Kreise.
Oberbürgermeister Peter Kleine sagte an den Preisträger gewandt: „Ihre Arbeit als Journalist, Schriftsteller und Professor an der Universität Novi Sad zeugt von außergewöhnlichem Mut. In einer zunehmend repressiven politischen Landschaft haben Sie es sich zur Aufgabe gemacht, für die Rechte der Menschen und die Aufarbeitung der Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien einzutreten. Ihre kritische Stimme ist nicht nur ein Licht der Hoffnung für viele, sondern auch ein unverzichtbares Mahnmal gegen das Vergessen.“
Dinko Gruhonjić betonte in seiner Dankesrede: „This award holds profound emotional and personal significance for me and my family, as it represents a deep recognition of my journalistic and academic work in promoting human rights, combating militant ethno-nationalist ideologies, and fostering reconciliation among the peoples of the post-Yugoslav region. This recognition will help me continue on this path, despite the increasing threats faced by all of us who advocate for human values. I extend my gratitude to everyone who nominated me for this esteemed recognition: the Society for Threatened Peoples, Reporters Without Borders, the Helsinki Committee for Human Rights, and to all my friends, fellow journalists, academic colleagues, and students who support both me and my family during these challenging times.“
Anja Osterhaus, Co-Geschäftsführerin der Organisation „Reporter ohne Grenzen“, unterstrich in ihrer Laudatio: „Dinko Gruhonjić stellt sich entschieden gegen die Verherrlichung von Kriegsverbrechen und den zunehmenden Nationalismus in seinem Land. Durch seine kritische und unabhängige Berichterstattung gegen die Verherrlichung der Kriegsverbrechen kämpft er täglich um die Würde von Minderheiten und gesellschaftlichen Randgruppen. Er setzt sich dafür ein, dass die serbische Regierung Verantwortung übernimmt, indem er begangene Kriegsverbrechen, die von der amtierenden Regierung nicht anerkannt werden, dennoch als solche benennt. Er macht uns damit darauf aufmerksam, dass der Kampf um Rechenschaft von Staaten, die das Völkerrecht brechen, nicht mit der Urteilsverkündung endet. Dies ist besonders relevant in einer Zeit, in der auch andere Staaten wegen Völkerrechtsbrüchen vor internationalen Gerichten stehen.“
Der Weimarer Stadtrat hatte in seiner Sitzung am 19.06.2024 dem Vorschlag des Vergabebeirats des Weimarer Menschenrechtspreises zugestimmt, Prof. Dr. Dinko Gruhonjić aus der autonomen Vojvodina/Republik Serbien Menschenrechtspreis der Stadt Weimar 2024 zu verleihen. Insgesamt wurden drei Nominierungen für den diesjährigen Menschenrechtspreis eingereicht. Die Vorgeschlagenen kamen aus Deutschland, Polen und Serbien. Prof. Dr. Gruhonjić wurde zuvor von der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), der Organisation „Reporter ohne Grenzen“ und dem Helsinki Committee for Human Rights gemeinsam für den Weimarer Menschenrechtspreis vorgeschlagen.
Der Festakt zur Verleihung fand in der Weimarhalle unter der Schirmherrschaft der Journalistin Gundula Gause statt. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert und umfasst neben einer Urkunde eine Skulptur des Weimarer Künstlers Walter Sachs.
Weimarer Menschenrechtspreis zum 30. Mal verliehen
Mit der Auszeichnung an Dinko Gruhonjić wurde der Menschenrechtspreis der Stadt Weimar bereits zum 30. Mal verliehen. Aus diesem Anlass kamen auch mehrere Preisträgerinnen und Preisträger der vergangenen Jahre erneut nach Weimar: Heike Kammer (1999), Stella Matutina (2015), Lorena Jenal (2018), Süleyman Demirtaş (Bruder des Preisträgers von 2021, Selahattin Demirtaş, inhaftiert) sowie Olga Karatch (2022).
Schirmherrin Gundula Gause würdigt die Bedeutung des Weimarer Menschenrechtspreises so: „Der Preis ist ein rundum positiver Gegensatz zu dem, was man in Deutschland ansonsten historisch gerne mit der Zahl 30 in Verbindung bringt. So wie der 30jährige Krieg nachgerade als Metapher für den Sieg des Bösen über das Gute gilt, so stellt der Weimarer Menschenrechtspreis das genaue Gegenteil in den Vordergrund. Diese Auszeichnung ist ein Bild für das Gute in einer immer noch zu oft auch bösen Welt. Ein Zeichen für Respekt vor Minderheiten und deren Meinungen, ein Zeichen für Widerstand gegen Ungerechtigkeit, Ausgrenzung, Haß und Gewalt. Ein Zeichen für Solidarität und Hoffnung! Der Weimarer Menschenrechtspreis - ein Klassiker bereits nach 30 Jahren.“
Die Verleihung des Weimarer Menschenrechtspreises wurde von einem Rahmenprogramm begleitet:
- Film und Gespräch am 3. Dezember, 17:00 Uhr, Kino mon ami: Der Film Quo Vadis, Aida? (2020) der Regisseurin Jasmila Žbanić thematisiert die Ereignisse des Massakers von Srebrenica im Juli 1995.
- Multimediale Ausstellung „Eine Welt. Keine Sklaverei“: Vom 2. bis 6. Dezember können Besucherinnen und Besucher eine interaktive Ausstellung auf dem Stéphane-Hessel-Platz erkunden.
- Fotoausstellung „Hexenwahn in Papua-Neuguinea“: Vom 3. bis 7. Dezember ist die Ausstellung im Stadtmuseum Weimar (Karl-Liebknecht-Str. 5) zu sehen.
Zur ausführlichen Vita von Dinko Gruhonjić.
Weitere Informationen unter: www.menschenrechtspreis.de