Oberbürgermeister Peter Kleine überreicht Ehrenbürgerurkunde an Jacqueline Fleury
Auf Einladung des Bürgermeisters von Versailles, François de Mazières, hat Oberbürgermeister Peter Kleine, Jacqueline Fleury am gestrigen Abend die Ehrenbürgerurkunde der Stadt Weimar im Rathaus von Versailles überreicht.
Die hundertjährige Überlebende des Konzentrationslagers Buchenwald nahm die Urkunde im Beisein ihrer fünf Kinder, die mit ihren Familien ebenfalls vor Ort waren, entgegen.
Darüber hinaus waren 13 Schülerinnen und Schüler des Philipp-Melanchthon-Gymnasiums Gerstungen anwesend, die sich im Rahmen des Wettbewerbes "Notre histoire - Unsere Geschichte“ mit den Biografien ehemaliger französischer Häftlinge, Kriegsgefangener oder Zwangsarbeiter in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld auseinandersetzen, sowie weitere Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums in Versailles, die ebenso an dem Wettbewerb teilnehmen.
Die französischer Ausgabe des Wettbewerbs wurde von Jacqueline Fleury ins Leben gerufen. In Deutschland wird der Wettbewerb in seiner dritten Ausgabe auf Initiative von Franka Günther und der Französischen Botschaft durchgeführt.
Im Anschluss an die Übergabe der Urkunde hat sich Jacqueline Fleury in das Goldene Buch der Stadt Weimar eingetragen.
Biografie:
Jacqueline Fleury, geb. 12.12.1923
Jacqueline Fleury wurde am 21. August 1944 in das KZ Ravensbrück verbracht und später in die Außenlager Torgau (Haftnummer 57595), Abteroda (Haftnummer 31906) und Markkleeberg (Haftnummer 52148) verbracht. Jacqueline Marié wurde in Wiesbaden geboren. 1939 lebte sie mit ihrer Familie in Versailles. Das Treffen zwischen Hitler und Pétain in Montoire am 24. Oktober 1940 war ein Schock für sie. Durch einen ihrer Lehrer schloss sie sich der Résistance an und wurde Mitglied der Bewegung „Verteidigung Frankreichs“. Auch ihre Eltern und ihr Bruder engagieren sich in verschiedenen Widerstandsorganisationen. Am 3. Februar 1944 wurden Jacqueline und ihre Eltern verhaftet, ins Gefängnis von Fresnes gebracht und getrennt. Noch getrennt wurden sie am 15. August deportiert, doch Jacqueline fand ihre Mutter in Ravensbrück. Später wurden sie in verschiedene Außenlager verbracht. Am 13. April 1945 wurden sie in einem langen „Todesmarsch“ in Richtung Theresienstadt getrieben und wahrscheinlich am 9. Mai an der tschechischen Grenze von Soldaten der Sowjetarmee befreit.
Im März 1946 heiratete sie und nahm den Nachnamen Fleury an. Nach ihrer Rückkehr engagierte sie sich in Vereinen, die aus dem Widerstand hervorgegangen sind, insbesondere im Wettbewerb „Concours de la Résistance“, dessen Gründerin sie war, und gibt regelmäßig Zeugnisse an Mittel- und Oberschulen. Sie trat die Nachfolge ihrer Freundin Geneviève de Gaulle als Präsidentin der Nationalen Vereinigung ehemaliger Deportierter und Internierter des Widerstands (ANADIR) an.