Aktuell

Jahresbilanz 2022: Gesundheitsamt

19.12.2022 |
Zahnärztin, Symbolbild.Zahnärztin, Symbolbild.Zahnärztin, Symbolbild.

Das Gesundheitsamt der Stadt Weimar war auch in diesem Jahr wieder voll beschäftigt mit Themen rund um die Corona-Pandemie. Dass das Gesundheitsamt jedoch mehr leistet, trotz Krisen, sollen die kurzen Abteilungsberichte verdeutlichen. Die telefonische Erreichbarkeit des Gesundheitsamtes war gerade in den Hochphasen der Pandemie nicht immer möglich, jedoch war die Stadt Weimar hier alles in allem deutlich besser aufgestellt als andere Kommunen. Aufgrund der gestiegenen Wahrnehmung für die Wichtigkeit der Aufgaben der Gesundheitsämter wurde im Jahr 2020 der sogenannte „ÖGD-Pakt“ vom Bundesgesundheitsministerium aufgelegt. Während der Corona-Pandemie hat damit auch eine Neustrukturierung des Gesundheitsamtes stattgefunden, die es für zukünftige Herausforderungen gewappneter machen sollen.

Aktuell ist auch das Gesundheitsamt abteilungsübergreifend mit Aufgaben im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise beschäftigt.

Die in den Abteilungen angegebenen Zahlen beziehen sich, sofern nicht anders vermerkt auf den Zeitraum vom 1.1.2022 bis 31.10.2022.

Das Gesundheitsamt befindet sich seit Anfang Dezember auch an neuen alten Standorten wieder. Der 2020 eingerichtete Pandemie-Arbeitsplatz in der Schwanseestraße 17 wurde aufgegeben. Der Sozialpsychiatrische Dienst wird Räumlichkeiten im Gebäude am Herderplatz 14 beziehen. Alle übrigen Abteilungen befinden sich wieder am Markt 13/14.

Abteilung Hygiene

Hygiene und Infektionsschutz sind Aufgabenbereiche, die das tägliche Leben aller Menschen in Weimar berühren – sei es das saubere Trinkwasser, das wie selbstverständlich aus der Leitung plätschert oder die Verhütung der Übertragung von Krankheiten.

Im Jahr 2022 wurden 545 Personen vor der Aufnahme einer Tätigkeit im Umgang mit Lebensmitteln geschult. Im Zuge der Digitalisierung wurden „nebenbei“ die Voraussetzungen geschaffen, dass ab 2023 diese Belehrungen auch online stattfinden können und somit mehr Bürgerfreundlichkeit möglich ist.

Zwölf stationäre Pflegeeinrichtungen wurden im Rahmen der Hygiene-Überwachung begangen und Hilfestellungen zur Vermeidung von Krankheitsausbrüchen gegeben.

Die Flüchtlingswelle im Rahmen des Ukraine-Krieges führte in der Abteilung Hygiene zu einem erhöhten Aufkommen an Screenings auf Tuberkulose und Masern-Immunität. 170 Flüchtlinge wurden einem Tuberkulose-Test unterzogen, davon erhielten 21 Personen wegen eines auffälligen Ergebnisses eine weiterführende Diagnostik. Sechs Personen (nicht ausschließlich Flüchtlinge!) mussten in diesem Jahr mit einer offenen und damit ansteckenden Lungentuberkulose behandelt werden.

Anfang Oktober hat die Grippe-Saison begonnen. Auch andere Atemwegserkrankungen sowie Scharlach und Durchfall-Erkrankungen treten aktuell gehäuft auf.

Abteilung Pandemiebewältigung

Das Team der Pandemiebewältigung umfasste bis Ende September einen „bunten Strauß“ an Mitarbeitenden. Zu Beginn des Jahres bis Ende März waren neben fast allen Gesundheitsamts-Mitarbeitern auch verwaltungsinterne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abgeordnet, wurden Hilfskräfte rekrutiert und außerdem unterstützten Kameraden der Bundeswehr tatkräftig. Mit dem Frühlingsbeginn und dem Einzug des Sommers sanken auch die Fallzahlen, so dass sukzessive sowohl Bundeswehr als auch verwaltungsinterne Mitarbeiter wieder ihren ursprünglichen Aufgaben nachgehen konnten. Zum 30.9.2022 schloss auch die Teststelle des Gesundheitsamtes seine Tore. Zu Beginn der Pandemie 2020 war dieses Testzentrum das erste seiner Art in ganz Thüringen.

Insgesamt 20.094 SARS-CoV-2-Infektionen wurden in Weimar seit dem 1.1.2022 gemeldet – zum Vergleich: seit Beginn der Pandemie im März 2020 bis zum 31.12.2021 waren es nur 7.157 Fälle. Der Höhepunkt der Meldungen war im März 2022 erreicht. Bis zum 31.10.2022 starben 50 Menschen in diesem Jahr mit oder an den Folgen der Coronavirus-Erkrankung. Insgesamt waren es seit Pandemie-Beginn 177.

Die Eröffnung von Schnelltestzentren im Stadtgebiet am 15. März 2021 führte zu einer hohen Inanspruchnahme, vor allem im Zusammenhang mit rechtlichen Vorgaben (z. B. verschiedene 3G-Regelungen). 2022 wurden bis Ende Oktober 125.065 Antigenschnelltests in den Testzentren durchgeführt. Der Anteil positiver Ergebnisse lag im Durchschnitt bei 6,6 %. Die höchste Auslastung war von Januar bis April gegeben mit 104.068 Schnelltests. Der Anteil positiver Tests lag in diesem Zeitraum bei 5,5 %. Seit Juli ist eine geringe Auslastung der Teststellen zu verzeichnen (Juli bis Oktober 8.833 Tests), viele sind inzwischen wieder geschlossen. Ein geändertes Testverhalten ist jedoch zu verzeichnen – der Anteil positiver Ergebnisse liegt inzwischen bei 17,0 %, was bedeutet, dass die Menschen häufiger aus einem konkreten Anlass (z. B. Erkältungssymptome) die Teststellen aufsuchen.

Aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Einschätzung der Lage sind einige Maßnahmen bereits ausgelaufen und nicht mehr erforderlich. Zum Beispiel ist die Krankenhausbelastung in Bezug auf Covid-19-Erkrankungen deutlich niedriger als noch zum Jahresende 2021.

Abteilung Kinder- und Jugendärztlicher Dienst

Das Gesundheitsamt Weimar ist eines der wenigen Gesundheitsämter in Thüringen, das trotz Corona-Pandemie alle Einschulungsuntersuchungen durchführen konnte. Die gute Organisation und Planung in der Abteilung hat dafür gesorgt, dass die 630 Einschulungskinder, inklusive der Kinder, die im Vorjahr nicht eingeschult wurden, vor dem ersten Schultag 2022 ihre Untersuchung bekamen. Im Oktober haben bereits die Einschulungsuntersuchungen für Kinder mit Förderbedarf für das kommende Schuljahr 2023/24 begonnen. Seit Anfang Dezember ist auch der Online-Kalender freigeschaltet, so dass nun auch alle anderen Eltern einen Termin buchen können. Die Online-Terminvergabe im Kinder- und Jugendärztlichen Dienst wurde im letzten Jahr erstmalig getestet und ist nun ein weiterer Service-Bestandteil des Gesundheitsamtes.

Außerdem wurden in zwei Kindergärten Mittelgruppenuntersuchungen (d. h. Kinder, die in zwei Jahren in die Schule kommen) angeboten, die von 21 Kindern in Anspruch genommen wurden. In fünf Grundschulen konnten 227 Viertklässler untersucht werden.

Darüber hinaus beteiligten sich Mitarbeiterinnen vom Kinder- und Jugendärztlichen Dienst an Maßnahmen des Programms „Gesund in Weimar Nord“ und am Programm „Klasse 2000“ in einer Grundschule.

Abteilung Zahnärztlicher Dienst

Die Mitarbeiterinnen des zahnärztlichen Dienstes waren zu Beginn des Jahres noch sehr mit Testungen und organisatorischen Fragen rund um die Corona-Pandemie beschäftigt. Dennoch konnten in diesem Jahr Aktionstage für vier Kindergärten und zwei Schulen angeboten werden.

Auch die zahnärztlichen Untersuchungen konnten wieder begonnen werden: Insgesamt 450 Kinder aus zwei Schulen und drei Kindergärten wurden untersucht; im Dezember werden die Mitarbeiterinnen eine weitere Grundschule besuchen und auch für den Januar sind bereits Termine geplant.

Die Prophylaxefachkraft der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege und neun Patenschaftszahnarztpraxen haben über die gesamte Pandemiezeit hinweg den Kontakt zu den Kindergärten in Weimar aufrechterhalten. 2022 wurden von 40 Kindergärten in der Stadt 33 mindestens einmal von zahnärztlichen Mitarbeiterinnen besucht, das entspricht insgesamt 2022 Kindern. In den meisten Kindergärten wurde das tägliche Zähneputzen während der Pandemie eingestellt. Bereits seit letztem Herbst haben einige wieder begonnen, da das Zähneputzen genauso zur täglichen Grundhygiene gehört, wie das Händewaschen nach dem Toilettengang. Einige Kindergärten haben jedoch leider die Pandemie genutzt, diese wichtige Bildungsaufgabe ganz einzustellen.

Außerdem wurden bisher 53 Gutachten zu zahnmedizinischen Belangen für verschiedene Auftraggeber erstellt.

Abteilung Sozialpsychiatrischer Dienst

Die neue Leitung des sozialpsychiatrischen Dienstes konnte seit dem Frühjahr 2022 voll in den Aufgabenbereich eintauchen. Diese Unterstützung war dringend erforderlich, da bereits seit einiger Zeit personalbedingt Aufgaben nicht erfüllt werden konnten.

2022 wurden 18 Gutachten für verschiedene Auftraggeber erstellt. 405 Personen wurden in knapp 3.957 Gesprächen, Telefonaten, Besuchen und Beratungen sozialpsychiatrisch betreut. Nicht immer sind es die Betroffenen selbst, sondern z. B. auch Angehörige oder Freunde, die Beratungsbedarf haben. In 98 Fällen mussten die Mitarbeiterinnen des Sozialpsychiatrischen Dienstes in einer psychischen Krise akut Hilfe leisten. 61 Personen mussten aufgrund ihres Gesundheitszustandes in die Klinik eingewiesen werden.

Abteilung Gesundheitsförderung / Prävention

Bis zum Frühjahr 2022 war diese Abteilung abgeordnet zur Pandemiebewältigung. Dennoch wurde parallel unter hohem persönlichen Einsatz versucht, z. B. Selbsthilfegruppen zu unterstützen. Inzwischen konnten die Mitarbeiterinnen ihre Tätigkeit wieder voll aufnehmen.

Die Gesundheitspartnerschaft mit der AOK plus:

  • Präventionstheater „Die Tüte“ im Galli-Theater Weimar: Start des Angebotes für Kinder der 6. Klassen zur Stärkung der Gesundheitskompetenz bezugnehmend auf Suchtmittel war zum aktuellen Schuljahresbeginn. Bisher haben schon sechs Klassen aus verschiedenen Schulen teilgenommen, vier weitere erleben die Aufführung noch bis Ende Dezember.
  • Online-Elternabende und -Väterabende: Acht dieser virtuellen Treffen erfolgten dieses Jahr bereits. Inhalt ist die Unterstützung der Eltern, die Entwicklung ihrer Kinder sicher zu begleiten und dabei Stress und Konflikte zu vermeiden.
  • Kurs „Stark mit Baby“: Start eines neuen Kurses im Herbst 2022. Der erste Kurs endete in diesem Jahr und ergab ein sehr positives Feedback. In fünf Treffen dreht sich alles um die Schwangerschaft und die erste Zeit mit dem Baby. Zusätzlich gibt eine Veranstaltung nur für Väter.

Gesund in Weimar Nord:

  • Die Kooperation mit dem AWO Regionalverband Mitte-West-Thüringen e. V. und der Techniker Krankenkasse führen zu einem kontinuierlichen Quartiersangebot in Weimar Nord. Im Mittelpunkt stehen Familien mit Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter. Im AWO-Stübchen in der Ettersburger Straße 31 gibt es einen Treffpunkt für Familien im Café, zum Babytreff oder zu Kursen. Außerdem erleben die Kinder in den Kindertageseinrichtungen und in der Lucas-Cranach-Schule durch Bewegungsangebote Spaß an der Bewegung und einen stärkenden Umgang miteinander.

Baby-Willkommensbesuche:

  • Durch die Unterstützung von ehrenamtlich tätigen Menschen konnten die Mitarbeiterinnen des Gesundheitsamtes auch in diesem Jahr bereits mehr als 300 Familien besuchen und dabei gebündelte Informationen zu familienunterstützenden Angeboten und Freizeitangeboten der Stadt sowie kleine Geschenke überreichen. Als besonders positiv erlebten die Eltern die übersichtlichen Informationsflyer und die persönliche Ansprechpartnerin.

Seit dem Frühjahr 2022 nahmen die Anfragen zu Selbsthilfegruppen wieder deutlich zu. Dies ist ein Zeichen, dass die Selbsthilfe auch oder gerade wegen der bestehenden besonderen Situation als gute Möglichkeit zur Bewältigung gesehen wird. In diesem Jahr wurden folgende Gruppen neu gegründet: „Alleinerziehend in Weimar“, „Lebererkrankungen“ und „Adipositas“. Gründungsversuche gibt es aktuell zu folgenden Themen: „Soziale Ängste“, „Borderline“ und „Väter nach Trennung“. Insgesamt 138 Menschen wandten sich an die Selbsthilfekontaktstelle. Dabei betrafen etwas mehr als die Hälfte der Anfragen psychosoziale Themen wie Depressionen, Alleinsein, Suchterkrankungen, Trauer und (soziale) Ängste. Am 20. Juli 2022 präsentierte sich die Selbsthilfekontaktstelle im Rahmen der deutschlandweiten MUT-Tour mit einem Informationsstand vor dem Wittumspalais. Trotz des heißen Wetters war der Stand erstaunlich gut besucht.

Abteilung Amtsärztlicher Dienst

Im Jahr 2022 wurden bisher 151 amtsärztliche Gutachten und Zeugnisse erstellt bzw. Begutachtungen durchgeführt. In zwei Dritteln der Fälle (67 %) handelte es sich dabei um Verbeamtungs- und Dienstfähigkeitsuntersuchungen für verschiedene Auftraggeber. Weitere Anlässe für Untersuchungen waren z. B. Abstammungsbegutachtungen, Begutachtungen in Vorbereitung einer stationären Rehabilitationsmaßnahme, zur Feststellung der Verhandlungsfähigkeit oder Gewahrsamstauglichkeit.

Im Rahmen der Bewährungshilfe sind manche Klienten zu Abstinenzkontrollen verpflichtet. Hier wurden 150 Untersuchungen durchgeführt.

Neu für den Amtsärztlichen Dienst sind Beratungsaufgaben nach dem sogenannten Prostituiertenschutzgesetz, für dessen Umsetzung seit 1.1.2022 die Kreise und kreisfreien Städte zuständig sind. Weimar ist hier eine der ersten Kommunen, die dieses Angebot seit Juni 2022 zur Verfügung stellt. Bisher fanden vier Gesundheitsberatungen für Menschen, die Prostitution ausüben, statt.

Nach dem Bestattungsgesetz ist eine amtsärztliche Aufgabe die Durchführung der zweiten Leichenschau (z. B. bei Urnenbestattung). Diese wurde bei 1.074 Leichen durchgeführt. In 75 Fällen mussten Ermittlungen zur Todesursache bzw. Todesart eingeleitet werden. Siebenmal wurde ein Leichenpass zum internationalen Transport einer Leiche angefordert und ausgestellt.

Auch bei der Untersuchung und Impfung ukrainischer Geflüchteter hat der Amtsärztliche Dienst tatkräftig unterstützt. Aktuell gibt es eine wöchentlich stattfindende Untersuchungs- und Impfsprechstunde für ukrainische Mitbürgerinnen und Mitbürger.