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Jahresbilanz 2022: Amt für Familie und Soziales

21.12.2022 |
Stadtverwaltung (Haus 2) in der SchwanseestraßeStadtverwaltung (Haus 2) in der SchwanseestraßeStadtverwaltung (Haus 2) in der Schwanseestraße

Auch das Jahr 2022 war geprägt von Herausforderungen, die unvorhergesehen unser Handeln bestimmten und ein hohes Maß an Flexibilität im Amt für Familie und Soziales erforderten.

Folgen des Ukrainekrieges

Mit dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine kamen kurze Zeit später die ersten Geflüchteten in der Stadt Weimar an. Die Bereitschaft der Bevölkerung war und ist unvergleichlich und geprägt von einem hohen Maß an Solidarität.

Bislang sind in der Stadt knapp 900 Geflüchtete aus der Ukraine angekommen, darunter viele Kinder und Jugendliche. Zunächst in privaten Unterkünften untergebracht, stand die Stadt schnell vor der Herausforderung, Wohnungen zu ertüchtigen und alle verfügbaren Ressourcen zur Unterbringung nutzbar zu machen. Fast 70 Wohnungen wurden bislang für die dezentrale Unterbringung eingerichtet und bezogen, die Gemeinschaftsunterkunft in der Nordstraße 11a ist voll belegt, es kamen neue Unterkünfte wie die in der Helmholzstraße und Carl-Gärtig-Straße hinzu und die Hotels in der Stadt stellten freie Kapazitäten zur Verfügung.

Als sehr verlässlichen Partner erwies sich das Ramada Hotel in Legefeld, in dem zeitweise 50 Personen unterbracht waren. Da in der Stadt Weimar eine sehr auskömmliche Infrastruktur an Kindergärten vorhanden ist, kann jedes Kind einen Platz bekommen und die Eltern Integrationskurse besuchen, als auch Arbeit aufnehmen.

Die Auswirkungen dieses Krieges sind auf vielen Ebenen für die Bevölkerung spürbar und haben Auswirkungen auf die Arbeit in den verschiedenen Bereichen des Amtes für Familie und Soziales.

So gab es unter anderem einen Zuwachs von Anträgen in den Bereichen Grundsicherung und Unterhaltsvorschuss. Besonders geprägt war jedoch der Bereich Asylbewerberleistungen und Soziale Unterkünfte. Die Aufnahme hunderter Ukrainer und Ukrainerinnen stellte die Stadt vor personelle, strukturelle und organisatorische Herausforderungen. Durch die Aufstockung der Mitarbeitenden in diesem Bereich konnten die Anliegen verwaltungstechnisch wie auch sozialbetreuerisch gut bewältigt werden. Die gute Zusammenarbeit mit der Weimarer Wohnstätte und das Engagement vieler freiwilliger Helfer und Helferinnen im privaten und gewerblichen Bereich konnte die Beherbergung der Geflüchteten in Wohnungen oder Hotels realisieren. Das Ziel der Stadtspitze, keine Turnhallen für die Unterbringung der Ukrainer und Ukrainerinnen nutzen zu wollen, konnte damit erreicht werden.

Jugendförderplan

Der bis Ende 2024 gültige Jugendförderplan wurde bis 2027 per Stadtratsbeschluss verlängert. Somit können alle bestehenden Maßnahmen und Projekte nahtlos fortgesetzt und die damit verbundenen Personalstellen gesichert werden.

„LIVE- Art Graffiti Weimar“

LIVE-Art Graffiti gab es am Samstag, dem 15.10.2022, auf dem Weimarer Wielandplatz. Im Rahmen des Mitmachworkshops konnte man jungen Graffiti-Künstlern zuschauen, unter professioneller Anleitung selbst „Hand anlegen“ und dabei coole Hip-Hop-Mucke aus der Konserve hören. Dazu gab es jede Menge Informationen zum Thema Graffiti und Street-Art und zu legalen Flächenangeboten in Weimar.

Die Idee für ein jugendkulturelles Graffiti-Event auf dem Wielandplatz kam von Oberbürgermeister Peter Kleine und ein Organisationsteam, bestehend aus Jugendförderung, Team Jugendarbeit Weimar und den Weimarer Graffiti-Künstlern Robert Zjaba und Manuel Haupt, setzten es schließlich in die Tat um.

Zu den zahlreichen Besuchern des Aktionstages zählten neben Kindern und Jugendlichen, interessierten Erwachsenen und Familien auch Anwohner und Gewerbetreibende aus dem unmittelbaren Umfeld des Wielandplatzes. Aber auch viele „Wieland-Touristen" absolvierten interessiert den Spagat zwischen Aufklärung, Graffiti und Street-Art und erlebten den brückenschlagenden Platz bunt, lebendig und kreativ. 

„Live-Art Graffiti Weimar“ soll übrigens keine Eintagsfliege bleiben. Die durchweg positiven Reaktionen auf das Event sind auch Inspiration für Folgeprojekte. Für 2023 sind weitere jugendkulturelle Highlights auf öffentlichen Plätzen der Stadt geplant.

Einen kleinen Rückblick auf „Live-Art Graffiti Weimar" 2022 gibt’s demnächst auch in einer Online-Galerie. Dort sind dann viele der entstandenen Kunstwerke noch einmal zu sehen. 

Kinder- und Jugendarbeit in den Ortsteilen

Für die Kinder- und Jugendarbeit in den Ortsteilen war ein Highlight die Entstehung des Mitmachgarten in Taubach. Im Frühjahr hat sich hier eine Initiative ausgehend vom Ortsteilbürgermeister und einer gartenerfahren Mutter gebildet und eine brachliegende Gartenfläche im Ortszentrum wurde gerodet und ertüchtigt. Seitdem treffen sich dort wöchentlich mittwochs generationsübergreifend Ortsteilbewohner*innen zum gemeinsamen Gärtnern. Beim Wettbewerb Klimaschutz nebenan hat es der Mitmachgarten Taubach geschafft, sich als einer der Preisträger zu behaupten.

In Legefeld haben sich im Laufe des Jahres 2022 sieben Ehrenamtliche gefunden, welche das Jugendzimmer mit unterschiedlichen Angeboten für die Kinder und Jugendliche aus dem Ortsteil belebten.

Auch das Jugendzimmer Gelmeroda konnte nach umfangreicher Renovierung und Neueinrichtung wieder öffnen. Drei Ehrenamtliche haben sich dort bereit erklärt, die Kinder und Jugendlichen vor Ort zu betreuen.

Erzieherischer Jugendschutz

Jugendschutz-Parcours

Der Jugendschutzparcours der Thüringer Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz ist seit 2015 an den Weimarer Schulen unterwegs und hat sich als Präventionsangebot für die Schülerinnen und Schüler der 7. Klassen etabliert.
Insgesamt 463 Schülerinnen und Schüler der Thüringer Gemeinschaftsschule Weimar und „C. Zeiss“, der Pestalozzi-, der Park-Regelschule sowie des Humboldt- und des Schillergymnasiums setzten sich praxisnah mit verschiedenen Themen des Jugendschutzes im öffentlichen Raum auseinander. Koordiniert und personell unterstützt wurde der Einsatz durch die Jugendförderung. In Arbeitsgruppen wurden gemeinsam mit den Jugendlichen die Themenbereiche Jugendschutzgesetz, Sucht, Medien sowie Werbung und Konsum bearbeitet. Auf Grund der dauerhaft hohen Nachfrage und des positiven Feedbacks aus den Weimarer Schulen wurde aus den finanziellen Mitteln der Jugendförderung ein eigener Jugendschutz-Parcours für den zukünftigen Einsatz in Weimar angeschafft.

Beratungsstellen-Rallye „Wohin wenn´s brennt“?

Ein weiteres festes Angebot im Rahmen des erzieherischen Jugendschutzes ist die sog. Beratungsstellen-Rallye. Ziel ist es, dass Jugendliche der 8. Klassen erfahren, welche spezifischen Beratungs- und Hilfsangebote es in unserer Stadt für sie gibt. Auf der Basis der Erfahrungen mit schwieriger Realisierbarkeit der Beratungsstellen-Rallyes während der Corona-Pandemie-Zeit wurde 2022 ein neues, digitales Format der Rallyes als ActionBound entwickelt und mit den ersten Schulen umgesetzt.

Kindermedienschutz-Parcours als Erweiterung des Kinderschutz-Parcours

Anlässlich des Tages der gewaltfreien Erziehung führte das Amt für Familie und Soziales in Kooperation mit der Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz Thüringen e.V. für pädagogische Fachkräfte einen Fachtag zum Thema Kinder und digitale Medien durch. Dabei hatten die Pädagog*innen aus den Grundschulen und der Thüringer Gemeinschaftsschule Weimar die Gelegenheit, den Thüringer Kindermedienschutz-Parcours kennenzulernen und sich mit Fachkolleg*innen zu den Themenschwerpunkten des Parcours auszutauschen.

Der Parcours versteht sich als Erweiterung des Kinderschutzparcours, der in den Weimarer Grundschulen bereits regelmäßig eingesetzt wird. Der Parcours wurde in Kooperation mit den Thüringer Kinderschutzdiensten entwickelt und richtet sich an Schüler*innen bis zur 6. Klasse. Schwerpunkte sind das Kennenlernen von Kinderrechten im digitalen Raum, Umgang mit Gefühlen vor dem Bildschirm, Umgang mit Nähe, Distanz und Privatsphäre im Internet sowie gewalthaltige Inhalte und Verhaltensweisen im Netz.

Sozialraumorientierung

Der Stadtrat hat zu Beginn des Jahres 2020 beschlossen, das Fachkonzept der Sozialraumorientierung nach Prof. Hinte in der Kinder- und Jugendhilfe und in der Eingliederungshilfe schrittweise zu etablieren.

Nach einer erfolgreichen zweijährigen Einführungsphase in den erzieherischen Hilfen wurde im September 2022 erneut durch den Stadtrat entschieden, das Fachkonzept in den erzieherischen Hilfen für die kommenden fünf Jahre bis 2027 systematisch zu verankern. Des Weiteren wurde in einem zweiten Schritt ebenfalls für einen Fünf-Jahres-Zeitraum beschlossen, die Etablierung des Fachkonzeptes auf den Bereich der Teilhabe an schulischer Bildung im Rahmen der Eingliederungshilfe auszuweiten.

Im Jahr 2022 konnten die Kolleginnen und Kollegen der drei Sozialraumteams, die aus den Mitarbeitenden des Regionalen Sozialdienstes der Jugendamtes und der drei Sozialraumträger für Nord/Schöndorf (HTG&Caritas),West (AWO) und Mitte/Süd (Diakonie) bestehen erfolgreich ihre Qualifzierungen nach den Fachstandards des Fachkonzeptes abschließen.

Mit Beginn des Schuljahres 2022/23 wurde damit begonnen auch im Bereich der schulischen Bildungsteilhabe regionale Teams aufzubauen, die zukünftig in einer gemeinsamen Kooperation zwischen dem öffentlichen Träger und den etablierten freien Trägern die Ausgestaltung der Hilfe zur Teilhabe an Bildung an den Weimarer Schulen realisieren werden. Ein Team von Atze Assistenz gGmbH und zwei Teams von Inklusive Bildung Lebenshilfe Weimar/Apolda gGmbH werden für die kommenden Jahre an den Schulen in den Gebieten Nordvorstadt/Nord/Schöndorf, West, Mitte/Süd die Hilfen zur Bildungsteilhabe durchführen.

Ausblick Wohngeldreform 2023

Die ab Januar 2023 in Kraft tretende Reform des Wohngeldes, wird zu einer deutlichen Erhöhung der Inanspruchnahme und Ausweitung des Kreises der Berechtigten führen. Die bereits jetzt vorliegende Antragsflut kann nur mit zusätzlichem Personal bewältigt werden.

Auch dies ein schwieriges Thema für die Verwaltung, da auch in einer attraktiven Stadt wie Weimar der Fachkräftemangel bereits deutlich zu spüren ist und Stellen daher oft mehrere Monate unbesetzt bleiben.

Dies stellt gerade in Zeiten von monetären Engpässen eine sehr belastende Situation für Familien dar, wenn bspw. die Berechnung des Elterngeldes mehrere Monate dauert.

Werkstattprozess zur Zukunft des Familienamtes

Da die schwierige Fachkräftegewinnung leider auch das Bild der Zukunft prägen wird, haben wir uns als Familienamt auf den Weg gemacht, Verwaltung agiler zu gestalten. D.h. Mitarbeitende sind eingeladen selbst (kleine) Änderungen voranzutreiben und ihre Verwaltung aktiv mitzugestalten.

Aus Zukunftsperspektive und Gründungsidee ist ein Zukunftsteam entstanden, dem sich Mitarbeitende aus den verschiedenen Fachbereichen des Familien- und Sozialamtes angeschlossen haben, die sich als Team die Aufgabe gesetzt haben, „unser Amt“ zukunftsgerichtet zu entwickeln.

Wir müssen uns mit Zukunftsthemen intensiv auseinandersetzen, damit wir eine serviceorientierte Verwaltung trotz der personellen Engpässe und knapper werdender Ressourcen bleiben. Dabei spielen u.a. auch Themen wie Digitalisierung als auch mobiles Arbeiten und die Einführung von modernen und effektiven Arbeitsmethoden eine Rolle.

Wir wollen als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen werden und gleichzeitig an einer kontinuierlichen Weiterentwicklung unserer Arbeit unter Einbeziehung aller Mitarbeitenden arbeiten.