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Buchenwald-Überlebender und Ehrenbürger Weimars Thomas Geve gestorben

17.09.2024 |
Thomas GeveThomas GeveThomas Geve ©Manuel Fabritz

Weimars Ehrenbürger Thomas Geve ist am 27. August 2024 in seiner israelischen Heimat im Alter von 94 Jahren verstorben. Dies teilte seine Familie der Stadt mit.

Thomas Geve wurde am 6. Dezember 2023 zusammen mit 13 weiteren Buchenwald-Überlebenden zum Ehrenbürger Weimars ernannt. „Wir sind traurig, dass uns mit Thomas Geve eine weitere Persönlichkeit aus den Reihen der Buchenwald-Überlebenden verlassen hat. Es ist ein großes Glück, dass wir noch die Möglichkeit hatten, ihn mit dieser Ehrung würdigen zu können. Für seinen Handschlag nach Weimar sind wir ihm dankbar“, betonte Oberbürgermeister Peter Kleine.

Biografie:

Thomas Geve wurde am 27. Oktober 1929 in Stettin (im Stadtteil Züllchow (heute Szczecin-Żelechowa) als Stefan Cohn geboren. Unmittelbar nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 verlor sein Vater, Erich Cohn, seine Arztpraxis. Die Familie zog daraufhin zunächst nach Beuthen/Oberschlesien, bevor sie im Jahr 1939 nach Berlin umsiedelte.

Während es dem Vater gelang, 1939 nach Großbritannien zu emigrieren, blieben sämtliche Versuche die Familie nachzuholen, erfolglos. Bis 1942 war es Thomas Geve noch möglich, die jüdische Schule zu besuchen. Ab 1942 wurden jedoch alle jüdischen Schulen geschlossen. Nun musste er auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee Zwangsarbeit leisten. 1943 wurde er gemeinsam mit seiner Mutter Bertha in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Bei der Ankunft wurden beide voneinander getrennt, seine Mutter sollte Thomas Geve nie wiedersehen.

In Anbetracht des Heranrückens der Roten Armee räumte die SS im Januar 1945 das Lager Auschwitz. Im Zuge dessen wurde Thomas Geve zunächst in das Konzentrationslager Groß-Rosen und anschließend am 9. / 10. Februar 1945 in das Konzentrationslager Buchenwald verbracht.

Im Konzentrationslager Buchenwald wurde Thomas Geve als "jüdischer Häftling" mit der Haftnummer 127 158 registriert und im "Kleinen Lager" in Baracke 66, dem Kinderblock von Buchenwald, untergebracht.  Noch während seiner Gefangenschaft im KZ Buchenwald begann er seine Erlebnisse zu zeichnen, darunter auch seine Befreiung am 11. April 1945 durch die U.S. Army.  Im Sommer des Jahres 1945 wurde Thomas Geve in das Kinderheim Zugerberg des Schweizer Roten Kreuzes gebracht. Später fand er seinen Vater wieder, der in London lebte. Thomas Geve zog ebenfalls nach London, studierte Bauingenieurswesen, emigrierte jedoch 1950 nach Israel. Dort arbeitete er nach seinem Wehrdienst als Bauingenieur. Er publizierte Erinnerungen über seine Haftzeit sowie seine Zeichnungen, die auch Gegenstand von Ausstellungen waren.