30 Jahre Internationales Atelierprogramm der ACC Galerie und der Stadt Weimar 2024/25 - Thema „H2O“
2. Stipendiatin: Selma Khadija Kahoul (Schweiz)
Selma Khadija Kahoul (*1996), 2. Stipendiatin des Programms „H2O“, ist seit dem Frühjahr Gast unserer Stadt. In ihrem mehrteiligen, multimedialen Performanceprojekt „queer waters: I am“ befasst sich die Künstlerin mit Schnittstellen zwischen kollektiver Wissensproduktion und materialbasierter ästhetischer Forschung zu flüssigen Biomaterialien. Verhandelt wird „Wasser“ als eine Praxis der Queerness - mit Blick auf seine Fähigkeiten, neue Lebensweisen zu inspirieren oder hervorzubringen.
Selma Khadija Kahoul ist eine schweizerisch-kabylische Künstlerin, die derzeit in Basel lebt. Ihr multimediales Werk im Grenzbereich zwischen Performance, Video, Textgeflecht und Skulptur beschäftigt sich mit den vielfältigen Beziehungen zwischen Mensch, Tier und Pflanze im Kontext indigener Kulturen.
Körper sind sterblich, immer präsent und stehen in ständigem Dialog mit ihrer Umgebung. Kahoul konzentriert sich auf die körperlich-räumliche Entwicklung: Prozesse der Geburt, des (vorübergehenden) Todes und der Häutung. Besonders interessant an diesen Übergangsräumen ist für die Künstlerin, dass sowohl Identitäten als auch Körper hybrid und fließend werden – in Bewegung und keinesfalls statische Wesen sind.
Selma Khadija Kahoul arbeitet undiszipliniert, politisch motiviert und mit einer animistischen Weltsicht. Was folgt aus der Sterblichkeit unserer Körper? Welche räumlichen Strukturen ermöglichen und welche hemmen unser Wachstum? Wie schaffen Bewegungen Identität?
Am 30. Mai, 18 Uhr, lädt Selma Khadija Kahoul zu einer Lesung „Queerographie – wo Meer anfängt, Identität beginnt“ in die ACC Galerie Weimar ein. Jeder Schneemann muss einmal schmelzen. Und ein Wasser kann man nicht stilllegen, außer man bringt es zum Kochen. Zwischen Wort und Wahnsinn stellt die Künstlerin ihre Auseinandersetzung mit dem diesjährigen Programmthema „Wasser“ vor.
Selma Khadija Kahoul nimmt uns mit in ein Schlaraffenland der Sinnlosigkeiten; dort wo das Übersinnliche sinnreich auf dem Meeresgrund schöner Gefälligkeiten versinkt. (Kein Gesang. Dafür viel Text.) Und versprochen: Musik für die Seele.
Das diesjährige Programmtitel „H2O“ lenkt den Blick auf Oasen in der nördlichen Sahara, die nach nunmehr Jahrtausenden wegen Wassermangels aufgegeben werden müssen, auf Inseln Ozeaniens, die wegen des steigenden Meeresspiegels verlassen werden müssen, auf Gletscher und Seen, die vielerorts schwinden. Diese Aufzählung ließe sich leicht fortsetzen. In der Zusammenschau fragen wir, was heute zu H2O künstlerisch zu sagen und zu zeigen ist, ob innerhalb eines vielleicht eintretenden Paradigmenwechsels als climate turn in der Kunst – ob in Absetzung davon, um sich trotz Dringlichkeit von diesem Paradigma nicht beherrschen geschweige lähmen zu lassen. Schaffen wir es, trotz allem neue lebensweltliche Utopien zu entwerfen?
1994 von der ACC Galerie Weimar und der Stadt Weimar ins Leben gerufen, ist das Internationale Atelierprogramm das älteste seiner Art im Freistaat Thüringen. Bislang waren 88 Künstlerinnen und Künstler aus mehr als 40 Ländern in Weimar zu Gast.
2024 feiert das Internationale Atelierprogramm der Stadt Weimar und der ACC Galerie Weimar sein 30jähriges Bestehen.